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Großer Psychotherapiebedarf - wenig freie Plätze. Hilfesuchende warten monatelang auf einen Behandlungstermin

Berlin (ots) -

Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Anfragen für eine psychotherapeutische Behandlung in Deutschland um 40 Prozent gestiegen. Ein großer Teil der Hilfesuchenden wartet bereits mehr als sechs Monate auf eine Behandlung.

Gegenüber der Redaktion SUPER.MARKT vom rbb bestätigt der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Dietrich Munz: "Sowohl die Pandemie selbst als auch die Maßnahmen zur Eingrenzung der Pandemie waren für viele Menschen sehr belastend. Wir beobachten eine Zunahme von Depressionen und auch von Angsterkrankungen."

Die Zahl der Therapieplätze hat sich allerdings nicht entsprechend dem gestiegenen Bedarf erhöht. Hilfesuchende müssen jetzt also besonders lange auf eine Behandlung warten. Untersuchungen zeigen: Zwischen 2020 und 2021 konnten nur zehn Prozent der Anfragenden innerhalb eines Monats einen Behandlungsplatz erhalten. Knapp 40 Prozent mussten sogar länger als sechs Monate warten. Die Anzahl der Kassensitze von Therapeutinnen und Therapeuten beruht immer noch auf Bedarfsplanungen von 1999 - laut Munz seien nur einige hundert Sitze seitdem dazu gekommen. Trotz einer gewissen Erleichterung war dies aber nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, "... im Vergleich zu dem erforderlichen Bedarf von mehr als 3.000 Sitzen ist das natürlich nicht ausreichend und führt nur zu einer minimalen Verbesserung der Versorgung", so Munz gegenüber SUPER.MARKT.

Die Situation ist vor allem für Betroffene schwer zu akzeptieren, mit einer Online-Petition wollen sie Verbesserungen initiieren. Hier fordern mehr als 100.000 Menschen von der neuen Bundesregierung, dem gestiegenen Bedarf gerecht zu werden. Auf SUPER.MARKT-Nachfrage schreibt der Gemeinsame Bundesausschuss, der die Richtlinien für die medizinische Betreuung festlegt, dass viele Kassensitze nicht zu 100 Prozent für die Patientenversorgung genutzt würden, da "ein Viertel der psychotherapeutischen Praxen 20 oder weniger Patienteninnen und Patienten im Jahr versorgen, und fast die Hälfte 30 oder weniger." Gründe dafür sind oft Nebentätigkeiten der Therapeuten zum Beispiel als Gutachter.

Mehr Therapieplätze wird es erst einmal also nicht geben. Doch es gibt ein paar Tipps, wie Betroffene schneller Hilfe finden. Dietrich Munz von der Bundespsychotherapeutenkammer empfiehlt Selbsthilfegruppen und auch Apps zur Überbrückung. Die Kosten für bestimmte geprüfte Apps übernehmen die Krankenkassen. "Apps können hilfreich sein, aber sollten immer erst angewandt werden, wenn man mit einem Psychotherapeuten oder einer Therapeutin in Kontakt war und das besprochen hat", so Munz. Etwa in einem Erstgespräch, das über die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung vereinbart werden kann. Sie ist verpflichtet, einen Termin innerhalb von vier Wochen zu vermitteln.

Alle Details und weitere Informationen gibt es im rbb-Verbrauchermagazin SUPER.MARKT, am 10.01.2021, um 20.15 Uhr, im rbb-Fernsehen. Im Anschluss gibt es die Sendung auch in der rbb-Mediathek (rbburl.de/supermediathek).

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