"Der Spagat ist oft nicht mehr zu bewältigen" - Rettungsdienstkräfte und Notärzte diskutieren auf Kongress aktuelle Strukturprobleme und Medizin-Themen - Lokale Netzwerke für mehr Entlastung

Stuttgart (ots) -

Steigende Einsatzzahlen, Personalnot und Gewalt gegen Einsatzkräfte sind enorme Belastungen

"Deutscher Interdisziplinärer Notfallmedizin-Kongress" Anfang März in Koblenz mit mehr als 1000 Teilnehmern

Geplante Krankenhaus-Reform stellt die Rettungsdienste vor neue Herausforderungen

"Der Rettungsdienst in Deutschland steckt in einem Dilemma, das es seit seiner Entstehung noch nicht gegeben hat", sagt Privatdozent Dr. Jörg Brokmann, Notarzt mit Erfahrungen aus zehntausenden Einsätzen und einer der Organisatoren des "Deutschen Interdisziplinären Notfallmedizin-Kongresses" (DINK).

"Auf der einen Seite haben wir die Notfall-Patienten mit akuten Erkrankungen oder schweren Verletzungen, die dringend unsere Hilfe brauchen. Auf der anderen Seite erleben wir ständig zunehmende Probleme wie die enorme Einsatzbelastung, den Personalmangel im Rettungsdienst und bei Notärzten oder die wachsende Gewalt gegenüber Einsatzkräften. Dadurch entsteht ein Spagat, der an manchen Tagen nicht mehr zu bewältigen ist, emotional und organisatorisch!"

Schwerverletzten-Versorgung und Nachhaltigkeit sind weitere Themen

Wie die aktuellen Probleme möglicherweise in den Griff zu bekommen sind, werden rund 1000 Notfallsanitäter, Rettungssanitäter, Notärzte und viele andere Interessierte Anfang März auf dem "Deutschen Interdisziplinären Notfallmedizin-Kongress" in Koblenz diskutieren. Zusätzlich werden mehrere hundert Rettungsdienstkräfte per Livestream an der Tagung am 9. und 10. März teilnehmen. Neben den Diskussionen über strukturelle Probleme stehen bei dem Kongress auch wieder zahlreiche medizinische Themen auf dem Programm. Dabei geht es unter anderem um die Versorgung von Patienten mit Schussverletzungen, Verbesserungen bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung oder die Versorgung von Kindern mit Verbrennungen. Auch über den Transport von Verletzten aus der Ukraine nach Deutschland und über mehr Nachhaltigkeit im Rettungsdienst werden die Rettungsdienst-Mitarbeiter und Notärzte sprechen.

Wieder normale Verhältnisse herstellen

"Eigentlich hat Deutschland im internationalen Vergleich einen der besten Rettungsdienste", ist sich Privatdozent Brokmann sicher. Wer hierzulande den Notruf 112 wähle, könne sicher sein, bei wirklichen Notfällen innerhalb weniger Minuten einen Rettungswagen oder auch einen Notarzt zu bekommen. Das müsse so bleiben - und in Orten, in denen sich die Umstände in den vergangenen Jahren verschlechtert hätten, müssten dringend wieder normale Verhältnisse hergestellt werden.

Jeder Landrat und jeder Bürgermeister steht in der Pflicht

Im Laufe des Jahres könnte der Bundestag eine Reform der Notfallversorgung beschließen. Vor der Corona-Pandemie waren zwei Anläufe zur Überarbeitung der bestehenden Regeln gescheitert. Brokmann, der nicht nur den Notfallmedizin-Kongress mitgestaltet, sondern auch Leiter der Notaufnahme am Universitätsklinikum Aachen ist, will dabei auch die lokalen Stellen in die Pflicht nehmen: "Jeder Landrat und jeder Bürgermeister muss dafür sorgen, dass sein Rettungsdienst problemlos arbeiten kann. In den Städten und Gemeinden müssen Ämter, niedergelassene Ärzte, Hospizdienste und andere Beteiligte gemeinsam mit den Rettungsleitstellen Netzwerke bilden, damit jeder Anrufer die wirklich passende Hilfe bekommt und nicht jedes Hilfeersuchen mit der Alarmierung eines Rettungswagens beantwortet wird."

Weiterhin steigende Einsatzzahlen

Vor der Corona-Pandemie waren die Einsatzzahlen für Rettungswagen, Notarzt-Einsatzfahrzeuge und Rettungshubschrauber in manchen Regionen um bis zu zehn Prozent pro Jahr gestiegen. Nach der Pandemie scheint sich dieser Trend nun fortzusetzen.

"Durch die geplante Krankenhaus-Reform werden sich für die Rettungsdienste zusätzliche, große Probleme ergeben", blickt Brokmann in die Zukunft. Beispiele seien weitere Transportstrecken, dadurch längere Einsatzzeiten und mehr Patienten-Verlegungen zwischen den Krankenhäusern. Die Sorgen der Rettungsdienste werden im Moment also nicht weniger, sondern könnten sogar noch mehr werden ...

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