63 % der Deutschen sind für ein Provisionsverbot - repräsentative Studie

Berlin (ots) -


- Repräsentative Befragung zum Thema Provisionen, Honorare und Bankberatung ergibt ambivalentes und paradoxes Bild
- Die Deutschen fühlen sich gut beraten - sind es aber nicht
- Sie wollen unabhängige Beratung - bekommen aber keine
- Sie wissen, dass Banken von Provisionen leben - 90 % meinen trotzdem, sie hätten noch nie für Beratung bezahlt
- Die deutliche Mehrheit ist für ein Provisionsverbot - fast die Hälfte würde dann aber keine Beratung mehr nutzen

Fragt man die Deutschen, ob und wie sie Bankberatung bezahlen (wollen), was sie sich bei der Bezahlung von Anlageberatung wünschen und wie die Realität aussieht, erhält man ein stark ambivalentes Bild. "Es zeigt sich ein mehrfaches Beratungs-Bezahl-Paradoxon", erklärt Karl Matthäus Schmidt, CEO der Quirin Privatbank. "So wollen die Deutschen unabhängige Beratung, wissen aber, dass und warum sie keine bekommen. Sie sind für ein Provisionsverbot, möchten dann aber keine Beratung mehr in Anspruch nehmen. Sie wissen, dass Banken von Provisionen leben, sind aber davon überzeugt, selbst noch nie für Beratung bezahlt zu haben."

Das sind einige der wichtigsten Erkenntnisse einer repräsentativen Befragung von 1.096 Frauen und Männern, die die puls Marktforschung im Auftrag der Quirin Privatbank im Februar 2023 durchgeführt hat mit dem Ziel, die Einstellungen der Deutschen zur aktuellen Provisionsverbotsdebatte zu untersuchen.

90 % meinen, sie hätten noch nie für Beratung bezahlt

Demnach ist sich nur gut die Hälfte (56 %) der Befragten im Klaren darüber, dass in Anlageprodukten Provisionen enthalten sind, die zu ihren eigenen Lasten gehen. Nur 15 % gaben an, das nicht zu wissen. 90 % sind dennoch der Überzeugung, noch nie für Beratung bezahlt zu haben. 70 % sagen das selbst bei zweitem Nachfragen - verbunden mit dem Hinweis, auch Provisionen als mögliche Bezahlform in Betracht zu ziehen - noch.

"Die Deutschen reden sich die eigene Bank demnach also schön und glauben immer noch an das Märchen der kostenlosen Beratung bei provisionsfinanzierten Banken", führt Schmidt aus. "Das liegt vor allem an der Übermacht der klassischen Banken und Sparkassen, die diesen Eindruck jahrzehntelang befeuert haben, indem sie die Provisionen möglichst gut versteckt haben. Dabei ist Beratung bei herkömmlichen Banken nicht kostenlos, im Gegenteil: Provisionen, Kick-backs und Co. kosten deutsche Anlegerinnen und Anleger jedes Jahr mehrere Milliarden Euro. Das Handelsblatt hat erst kürzlich die Summe von 14 Milliarden Euro genannt[1] - jährlich, wohlgemerkt. Doch kaum jemand nimmt Notiz davon."

Massive Unkenntnis über Kosten

Das belegt die Studie ebenfalls: 86 % der Befragten geben an, nicht zu wissen, wie sich die Kosten für die Beratung bei der eigenen Bank zusammensetzen, 62 % von ihnen wüssten es aber gerne. Die Hälfte der Bankkunden (51 %) weiß nicht, wie hoch einmalige Abschlussprovisionen im Schnitt ausfallen, ein ähnliches Bild zeigt sich bei den laufenden Provisionen (53 %).

Beratungsdokumentation schafft kaum Transparenz

Die im Zuge der Umsetzung der MiFID-II-Richtlinien eingeführten Beratungsdokumentationen sollten einerseits die Qualität in der Beratung verbessern und andererseits Anlegende besser aufklären und für mehr Transparenz bei den Kosten sorgen. 66 % der Befragten geben an, die Unterlagen nicht zu lesen. 60 % derer, die sie gelesen haben, sagen, dass sie die Unterlagen nicht verstehen.

"Von der beabsichtigten Transparenz also keine Spur, stattdessen wurde ein Bürokratiemonster geschaffen, das einzig die Banken besser absichert. Sie haben die Kosten ausgewiesen - wenn der Kunde die umfangreichen und oft unverständlichen Unterlagen nicht liest, ist er selbst schuld", so Schmidt weiter. "Die Verantwortung wird mal wieder auf den Kunden abgewälzt, die Banken sind fein raus. Hier hat das Gesetz seinen Zweck verfehlt - in der Schule würde man sagen: Thema verfehlt, sechs, setzen."

Bankkunden fühlen sich gut beraten - sind es aber nicht

Knapp 70 % der befragten Deutschen fühlen sich bei ihrer jetzigen Bank gut beraten, de facto sind sie es aber nicht, wie sie selbst erkennen. "Insgesamt haben wir selten einen so großen Gap bei der Erfüllung von Kundenbedürfnissen festgestellt wie bei der Bankberatung", erklärt auch Dr. Konrad Weßner von der puls Marktforschung GmbH. "Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Mehrheit der Deutschen (61%) will unabhängige Bankberatung, aber nur 26 % sagen, dass sie diese auch tatsächlich erhalten", so Weßner weiter. Als Ursachen hierfür geben die Befragten an, dass die Berater nur hauseigene oder Produkte mit hohen Provisionen verkaufen, wodurch keine Unabhängigkeit entstehen kann. Die Befragten, die sich schlecht beraten fühlen, ändern oft trotzdem nichts, weil es bei anderen provisionsfinanzierten Banken nicht besser ist (25 %).

63 % wollen ein Provisionsverbot

54 % derer, die schon mal Provisionen gezahlt haben, sagen, dass die Provisionen zu hoch sind. 63 % wünschen sich ein Provisionsverbot. Wenn Provisionen in Deutschland verboten würden, würden 33 % ein Honorar zahlen wollen, 40 % würden keine Beratung mehr in Anspruch nehmen.

"Bei einem Provisionsverbot würden 40 % keine Beratung mehr in Anspruch nehmen - das ist erschreckend, überrascht mich aber überhaupt nicht. Im Gegenteil: Das ist das Ergebnis der jahrelangen Lobbyarbeit der Provisionsindustrie. Sie hat immer und immer wieder behauptet, dass kein Mensch sich die Alternative zum provisionsfinanzierten Produktverkauf, die unabhängige Beratung gegen Honorar, leisten könne. Stundenhonorare von 150 Euro und mehr könnten vor allem Kleinanleger nicht bezahlen. Dabei werden Honorare längst überwiegend prozentual abgerechnet - wer wenig anlegt oder wenig spart, der zahlt auch nur wenig. Hier mit den mutmaßlich absichtlich verbreiteten falschen Argumenten aufzuräumen, wird noch einiges an Aufklärungsarbeit erfordern."

Gleicher Inhalt, andere Wahrnehmung: Der Name machts

Die unabhängige Beratung gegen Honorar ist nur in Deutschland als "Honorarberatung" bekannt, überall sonst in der Welt als "unabhängige Beratung". Wie entscheidend diese Begrifflichkeiten für die öffentliche Wahrnehmung sind, zeigen weitere Studienergebnisse: So wird der Begriff "Honorarberatung" im Gegensatz zu "unabhängige Beratung" ungleich viel negativer bewertet. Hier steht der Bezahlaspekt (74 %) im Vordergrund, bei der "unabhängigen Beratung" hingegen der Vorteil des "Frei-Seins" von bestimmten Vertriebsinteressen (59 %). "Diese unterschiedliche Wahrnehmung hat sich seit unserer letzten Befragung 2016 sogar noch drastisch verschärft - damals gingen die unterschiedlichen Zuschreibungen noch nicht so weit auseinander", weiß Quirin-CEO Schmidt.

"Um im Interesse der deutschen Bankkunden eine Alternative zur jetzt dominierenden und als kostenfrei wahrgenommenen Provisionswelt etablieren zu können, ist der Name dieser von Provisionen unabhängigen Alternative entscheidend", betont Schmidt. "Hier ist der Gesetzgeber ebenfalls dringend gefordert, das Honoraranlageberatungsgesetz zu verändern und umzubenennen in Gesetz der unabhängigen Beratung."

Die gesamte Studie steht hier (https://www.quirinprivatbank.de/system/images/6179/original/2023_03_16_Quirin_Privatbank_Studie_Provisionsberatung_2023.pdf) zum Download bereit.

[1] Quelle: https://ots.de/UuUwIK

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