Arbeitssicherheit

Sicherheitsingenieur gibt Einblick in deutsche Betriebe - und erklärt, warum die Gefahren immer weiter zunehmen

Wuppertal (ots) -

Vor kurzem war es wieder einmal soweit: Der alljährliche Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz hat stattgefunden. Doch wie sieht es eigentlich mit der Sicherheit in deutschen Betrieben aus?

"Seit 1996 wird viel mehr im Arbeitsschutz getan. In Deutschland war lange Zeit der Fokus auf die technischen Maßnahmen - man hat hier nur den Menschen vergessen, was man auch an den Hauptursachen der heutigen Arbeitsunfälle erkennen kann", sagt Sicherheitsingenieur Stefan Ganzke. "Das liegt auch daran, dass wir in Deutschland zwar auf der technischen Ebene in der Champions League spielen, beim verhaltensbasierten Arbeitsschutz oftmals aber noch in der 2. Bundesliga stehen", führt er aus.

Wie die aktuelle Situation in deutschen Betrieben ist, welche konkreten Gefahren in deutschen Betrieben lauern und wie man sie erkennen und vermeiden kann, verrät Stefan Ganzke in diesem Gastartikel.

Zurückgehende Unfallzahlen - nicht nur ein Verdienst der Betriebe

Nachdem 2019 die Zahl der Arbeitsunfälle bei etwa 870.000 gelegen hatte, reduzierte sich diese Zahl in den Jahren 2020 und 2021 auf rund 800.000 Unfälle im Jahr. Für 2022 gab die DGUV vorläufig ähnliche Zahlen bekannt. Der Schein könnte jedoch trügerisch sein - schließlich befanden sich aufgrund der Corona-Pandemie viele Beschäftigte im Homeoffice und durch die Energie- und Wirtschaftskrise wurde vielerorts auch die Produktion zurückgefahren. Weniger Menschen am Arbeitsplatz reduzieren demnach natürlich auch die Wahrscheinlichkeit von Arbeitsunfällen. Ob sich dieser Trend auch in 2023 und 2024 fortsetzen wird, scheint derzeit also noch fraglich.

Ein weiterer Grund für diese Zahlen liegt in der Meldekultur. So sind in Deutschland Arbeitsunfälle erst bei der Berufsgenossenschaft zu melden, wenn Beschäftigte mindestens drei Tage arbeitsunfähig sind. Einige Betriebe neigen dazu, die Zahlen leicht zu schönen, um weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle der Berufsgenossenschaft melden zu müssen oder auch im Vergleich zu anderen Standorten gut dastehen zu können. Hierfür werden Schonarbeitsplätze geschaffen, oder Mitarbeiter melden aus Resignation schon keine Unfälle mehr.

Prävention kann Milliardenschäden verhindern

Dennoch sind die Ausfälle und Schäden durch Unfälle nicht zu unterschätzen: 74,6 Millionen Tage waren Beschäftigte in deutschen Unternehmen 2021 insgesamt durch Arbeitsunfälle arbeitsunfähig. Dadurch entstanden Produktionsausfälle von 9,5 Milliarden Euro und eine Beeinträchtigung der Wertschöpfungskette von 16,4 Milliarden Euro.

Ein großer Teil dieser wirtschaftlichen Schäden wäre vermeidbar gewesen. Allgemein lassen sich schätzungsweise bis zu 80 Prozent aller Arbeitsunfälle verhindern, wenn im Betrieb die richtigen Vorkehrungen getroffen werden. Maßnahmen sollten hierbei unbedingt systematisch geplant und umgesetzt werden, damit eine Organisation nicht überfordert wird. Die Einbindung der Menschen im Unternehmen ist hierbei sehr zu empfehlen.

Arbeitsschutz beginnt im Kopf

Zu diesem Zweck ist es entscheidend, zuerst Mitarbeiter und Führungskräfte für Risiken zu sensibilisieren und die organisatorischen Voraussetzungen für sicheres Arbeiten zu schaffen. Maßnahmen und Vorfälle sollten offen angesprochen werden, um das Sicherheitsbewusstsein zu stärken. Ferner sollte eine proaktive Meldekultur geschaffen werden, in der auch Bagatellunfälle und Beinaheunfälle gewissenhaft dokumentiert, ausgewertet und wirksam nachbereitet werden.

Auch Betriebsblindheit stellt ein großes Problem für die Arbeitssicherheit dar. Sind Mitarbeiter mit einer Tätigkeit vertraut, führen sie sie großteils automatisch aus. Dadurch neigen sie dazu, die damit verbundenen Risiken zu unterschätzen. Dem lässt sich am effektivsten entgegenwirken, indem sicheres Verhalten fest in die Abläufe eingebunden und geübt wird, bis es Beschäftigten in Fleisch und Blut übergeht.

Dauerhaft sicherer arbeiten durch effektive Sicherheitskonzepte

Um die Zahl der Arbeitsunfälle effektiv zu reduzieren, ist es zudem unerlässlich, Führungskräfte, Sicherheitsbeauftragte und Mitarbeiter für das sichere Arbeiten zu sensibilisieren und ihnen die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen zu vermitteln. Dies sollte idealerweise über mehrere Monate hinweg begleitend zur Implementierung neuer Maßnahmen erfolgen. Nur wenn Arbeitsschutzmaßnahmen als sinnvoll wahrgenommen und effektiv in Arbeitsprozesse eingebunden werden, ist sinnhafter Arbeitsschutz überhaupt möglich.

Jedoch handelt es sich beim Arbeitsschutz nicht um einen Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist: Technik, Prozesse und Maßnahmenkonzepte müssen ständig an neue Gegebenheiten angepasst werden. Hierfür gilt es, Führungskräfte zu sensibilisieren und zu befähigen. Sicherheitsbeauftragte können hierbei eine starke Unterstützung sein. Nur so ist es möglich, langfristig eine kontinuierlich weiterentwickelnde Sicherheitskultur zu etablieren und dauerhaft sicherer zu arbeiten.

Über Stefan Ganzke und die WandelWerker Consulting GmbH:

Stefan Ganzke ist zusammen mit Anna Ganzke Gründer und Geschäftsführer der WandelWerker Consulting GmbH. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit ihrem Team die Einstellung von Führungskräften und Mitarbeitern zum Arbeitsschutz im Unternehmen zu verbessern. Hierfür erarbeiten sie mit den Unternehmen eine Strategie, wie die Sicherheitskultur in den nächsten Jahren konkret weiterentwickelt werden kann und unterstützen die Sicherheitsingenieure, Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Führungskräfte mit innovativen Trainings bei der Umsetzung. Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://www.wandelwerker.com

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