Die Corona-Zeit war geprägt durch Sofortmaßnahmen und das Stabilisieren des Status quo via Zoom & Co. Nun gilt es, sich zusammenzusetzen, um Initiativen in Gang zu bringen, die die Zukunft des Unternehmens sichern. Großgruppenworkshops sind dafür bestens geeignet.
Einfallsreichtum entsteht am ehesten dann, wenn sich eine größere Anzahl Menschen quer durch die gesamte Firma über die Zukunft des Unternehmens Gedanken macht. Dafür haben Sie Spezialisten? Besser ist es, die „Weisheit der Vielen“ zu nutzen und jeden hilfreichen Vorstoß zu integrieren, ganz egal, aus welcher Ecke er kommt.
Durch Perspektivenvielfalt, Co-Kreativität und Überkreuzbefruchtung werden in einer größeren Gruppe die Ideen geradezu sprudeln. Gemeinsam kommt man weiter als ganz allein. Außerdem steigt die Durchdringungstiefe. Viele können viele weitere „infizieren“. Je mehr unterschiedliche Blickwinkel eingebracht werden, desto erfolgreicher werden neue Ideen gefunden und anstehende Aufgaben gelöst.
Außergewöhnliche Ideen entstehen durch Perspektivenvielfalt
Immer mehr Unternehmen haben inzwischen den Mut, die „Weisheit der Vielen“ zu nutzen. Wieso Mut? Ein Großgruppenworkshop bedeutet Basisdemokratie. Und Kontrollverlust. Man legt nächste Schritte in die Hände seiner Mitarbeiter:innen, ohne zu wissen, wohin diese steuern. Doch der Zugewinn ist gewaltig. Es geht gleichsam ein Ruck durch die gesamte Organisation.
Neue Perspektiven, neue Gedanken, neue Beziehungen, neue Kommunikationsnetze und ganz neue Ideen entstehen crossfunktional. Die Suche nach einer gemeinsamen Zukunft schweißt alle zusammen. Und die Lust am Umsetzenwollen ergibt sich ganz wie von selbst. Bei den alten Verkündungsprogrammen hingegen bleibt alles im kraftlosen Müssen.
Wie Sie Co-Kreativität und die „Weisheit der Vielen“ entfesseln
Idealerweise werden in Großgruppenworkshops an einem einzigen Tag 30 bis 80 Mitarbeiter:innen strukturiert sowie hierarchie- und abteilungsübergreifend an die zu bearbeitenden Themen herangeführt. Die Ausbeute ist immer ergiebig: eine Vielzahl von umsetzungsreifen Konzepten, die idealerweise gleich vor Ort per Gruppenentscheid abgesegnet werden und danach sofort in die Umsetzung gehen.
Sie müssen also nicht erst die üblichen Gremien durchlaufen, wo sie am Ende doch abgelehnt werden – oder versanden. Meine Erfahrung zeigt darüber hinaus: Die Mitarbeitenden steuern immer in die richtige Richtung, denn sie wissen besser, als mancher Manager glaubt, was dem Unternehmen guttut und was es dringend braucht.
So verläuft der Vormittag in einem Großgruppenworkshop
Am Vormittag steht am besten zunächst ein Impulsvortrag zu den Themenfeldern auf dem Programm, die am Nachmittag weiterbearbeitet werden sollen. Solche Impulse von außen sind überaus wichtig. Sie sorgen für einen Blick über den Tellerrand, so dass die Teilnehmer:innen nicht nur aus Vorhandenem, sondern auch aus Neuem schöpfen.
Der/die Vortragende kann neue Sichtweisen einbringen, psychologische Hintergründe darlegen, von den Besten des Fachs erzählen, vor Irrwegen warnen, auch unangenehme Wahrheiten zur Sprache bringen und hartnäckige Widerstände sachte lockern. Solches Vorgehen ist zwar dringend nötig, aber für Interne oft viel zu gefährlich.
So verläuft der Nachmittag in einem Großgruppenworkshop
Am Nachmittag schlagen die Teilnehmenden selbst Themen vor, an denen sie gemeinsam arbeiten wollen. Auch die Zuordnung zu den einzelnen Arbeitsgruppen läuft auf freiwilliger Basis. Es werden keinerlei Vorgaben von Oben gemacht, welche Aufgaben von wem zu bearbeiten sind. Die Arbeitsgruppen werden auch nicht durch Moderatoren gelenkt. Sie arbeiten autonom. Im Operativen wissen die Mitarbeitenden selbst am besten, wo es brennt, weil sie tagtäglich damit zu kämpfen haben.
Talentierte Millennials spielen bei diesem Vorgehen eine besondere Rolle. Sie sind oft die ersten, die erkennen, wenn in einer Firma etwas aus dem Ruder läuft. Sie spüren verstaubte Verfahren und überholte Prozesse am ehesten auf. Außerdem haben sie meist auch den Mut, diese infrage zu stellen. Ferner sind sie mit zeitgemäßen Lösungen in aller Regel bestens vertraut. Sie sind hervorragende Zukunftsgestalter.
Die Rolle der Führungskräfte in einem Großgruppenworkshop
In meinen Workshops bitte ich die Führungskräfte, sich im Hintergrund zu halten. Wahre Leader sprechen erst zum Schluss und ergänzen nur noch die Dinge, die ihnen strategisch wichtig sind. In die Arbeitsgruppen der Mitarbeiter:innen gehen sie nicht. Hierarchie bremst den Arbeitsfluss. Und Kontrolle killt Kreativität.
Schon die pure Anwesenheit eines Oberen verursacht bei vielen Menschen Stress. Und ihr Machtwort erzeugt sofortige Stille. Nur wenn die Leute unter sich sind, können die abwegigsten Ideen mutig und unbefangen angegangen werden. Und nur in einer autoritätsfreien Umgebung werden selbst die heikelsten Themen unverhüllt offengelegt.
Menschen wollen nicht verändert werden, sie wollen verändern
Freiwilligkeit ist die wichtigste Zutat für Antrieb und Umschwung. Dann tun wir etwas nicht, weil wir es müssen, sondern deshalb, weil wir es wirklich wollen. Und am Ende steht der „Mein-Baby-Effekt”: Was man selbst geschaffen hat, lässt man nicht mehr im Stich. Dies sorgt für Verbundenheit - und für Stolz auf die gefundene Lösung. Zudem entsteht der Ambassadoren-Effekt: Man redet darüber und verteidigt sie gegen Zweifler.
Außerdem wichtig: Die in den Workshops verabschiedeten Konzepte werden zunächst im Kleinen getestet, bevor sie dann in die Umsetzung gehen. Und sie sind keine Dogmen, an die man sklavisch gebunden ist. So wie man die Segel neu setzt, wenn der Wind aus einer anderen Richtung weht, so sind Vorhaben immer beweglich zu halten und einmal getroffene Entscheidungen bei Bedarf zu justieren.
Das aktuelle Buch der Autorin
Das Buch zeigt 25 rasch umsetzbare Initiativen und weit über 100 Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger der Wirtschaft zu werden. Kompakt und sehr unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten, die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei Bereichen: Wie machen wir die Menschen stärker, das Zusammenarbeiten besser und die Innovationskraft im Unternehmen größer.
Anne M. Schüller
Bahn frei für Übermorgengestalter
Gabal Verlag 2019, 216 Seiten, 24,90 Euro
ISBN: 978-3967390933
Bildnachweis
stock.adobe.com
491767593.jpeg
76936657.jpeg
Weitere Artikel von Anne M. Schüller :
Serendipity Wie aus Zufällen Glücksfälle werdenKleine und große Innovationen werden überall im Unternehmen gebraucht, auch im Recruiting, der Organisationsentwicklung und im Personalmanagement. Bisweilen entstehen sie nicht durch einen gezielten Prozess, sondern durch einen glücklichen Zufall. Diesem können wir gezielt auf die Sprünge helfen, indem wir eine interne Kultur favorisieren, die Innovationen jederzeit möglich macht. |
Das Lernen lernen eigeninitiativ in 12 SchrittenIn einer Welt, die sich mehr und mehr wandelt und uns vor immer zahlreichere Herausforderungen stellt, lernen wir nicht mehr fremdgesteuert, sondern selbstverantwortlich und eigeninitiativ. Und das muss, wie alles andere auch, immer schneller passieren. Wer sein Qualifizierungsniveau nicht ständig durch eigenen Antrieb erhöht, entsorgt sich in Zukunft selbst. |
Schritt für Schritt in die regenerative NachhaltigkeitNeue, zukunftsweisende Formen des Wirtschaftens sind unumgänglich. Die alten haben eine erschöpfte Umwelt und erschöpfte Menschen hinterlassen. Deshalb müssen wir unser Verhalten in intelligentere Bahnen lenken: die Transformation in eine regenerative, klimapositive Gesellschaft. Dieser Beitrag zeigt den 7-Schritte-Plan, den viele Vorreiter gehen. |
Wie starke Leader eine zukunftsfähige Unternehmenskultur etablierenInnovationen sind der Umsatz von übermorgen. Man muss frühzeitig beginnen, um sie startklar in der Pipeline zu haben, wenn die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Wer in die Zukunft will, braucht eine Experimentierkultur, die das Vorwärtsdenken für alle Beschäftigten zu einer Selbstverständlichkeit macht. |
Quält euch nicht länger! 5 Bausteine, um Meetings effizienter zu machenMeetings sind ein Spiegelbild der Unternehmenskultur – und Gradmesser für das Überleben am Markt. Denn Entscheidungen, die für die Zukunft einer Firma maßgeblich sind, fallen ja meistens in Meetings. Wem also die besseren Meetings gelingen, wird zu einem Überflieger der Wirtschaft. |
Gamification: Ideal für gelingende Change-MaßnahmenMeis ist es nicht der Wandel per se, der die Leute verschreckt. Vielmehr versagen die üblichen Change-Prozesse, weil sie als Muss-Programm konzipiert sind. Besser läuft es mithilfe von Gamification. |
Aus Fehlern lernen: in komplexen Zeiten ein MussDas Neue erschließt sich nur dem, der ausgetretene Pfade verlässt. Eine fehlertolerante Lernkultur ist dafür ein Muss. Wenn das Umfeld komplex und die Zukunft unvorhersehbar ist, werden Fehlversuche zur Normalität. |
„Sei wirklich gut, und bring' die Leute dazu, dies vehement weiterzutragen.“Neue, gute Mitarbeitende und Top-Talente findet man immer seltener durch klassische Rekrutierungsmaßnahmen, sondern vor allem durch wirkungsvolle Mundpropaganda. Indem die Beschäftigten ihre Erfahrungen in ihren Netzwerken ausgiebig teilen, sorgen sie unter anderem auch dafür, dass neue, gute, passende Zukunftsgestalter bei Ihnen arbeiten wollen. |
Kundenzentrierung gelobt, aber nicht gelebtService, Sales & Marketing scheitern oft nicht am Kunden, sondern an den internen Gegebenheiten. Silobasierte Strukturen und überholte Prozesse sind der größte Hemmschuh auf dem Weg zum begeisterten Kunden. |
Hyperpersonalisierung Nicht Kür, sondern PflichtFrüher hatten alle die gleiche Schallplatte, heute hat jeder seine ganz persönliche Playlist. Statt Allerweltlösungen, Standardprozessen und Massenware rückt die maximale Individualisierung nach vorn. So wird Hyperpersonalisierung für jeden Anbieter zunehmend ein Muss |
So gelingt ein einzigartiges Servicedesign Vom Hersteller zum herstellenden DienstleisterJeder in der Leistungskette muss einen perfekten Job machen, denn der Kunde betrachtet eine Firma immer als Ganzheit. Ihm ist es schlichtweg egal, was hinter den Kulissen passiert, wer wofür zuständig ist, und warum es wo klemmt. |
Die „lachende“ Unternehmenskultur Nur, wer sich wohlfühlt, ist kreativInnovationen sind der Umsatz von übermorgen. Man muss rechtzeitig und weitläufig damit beginnen, um sie startklar in der Pipeline zu haben, wenn die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Hierzu braucht es eine konstruktiv-offene, menschenfreundliche, kreativitätsförderliche „lachende“ Unternehmenskultur. |
Selbstreflexion Mit Adlerblick sich selbst optimierenDie kritische Selbstreflexion zählt zu den wichtigsten Eigenschaften einer jeden Person, die vorankommen will. Der achtsame Blick von oben auf das eigene Tun, auch Adlerperspektive genannt, hilft dem gesamten Unternehmen. |
Der Agility Manager So entsteht unternehmensweite AgilitätUnternehmensweite Agilisierung muss nicht nur vorangetrieben, sondern vor allem auch aufrechterhalten werden. Doch klassische Silo-Strukturen verhindern dies oft. Die Lösung: ein Agility Manager als crossfunktionaler Vernetzer. |
Veränderungsangst im Unternehmen Feind des Erfolgs und größter Fortschrittskiller„Wir müssen schneller und schlanker werden!“ Liebend gern wären die meisten dazu bereit, doch interne Strukturen und Prozesse verhindern das oft. Die erste Erkenntnis der Oberen müsste demnach folgende sein: Die wahren Bremser, das sind wir selbst. |
Touchpoints Die Kaufreise des Kunden wirklich verstehenDie Spielregeln im Markt werden heute von den Konsumenten bestimmt. Eine Obsession für Kundenbelange ist somit ein Muss. Das Marketing der Zukunft orientiert sich deshalb an Touchpoints – und an der Customer Journey. |
Das neue Projektmanagement So werden Projekte fortan zum ErfolgKlassische Projektarbeit nach dem Wasserfallprinzip ist aus vielerlei Gründen heutzutage nur noch im Einzelfall sinnvoll. Wie ein modernes Projektmanagement aussehen kann, zeigt dieser Beitrag. |
Karrieren agilisieren: Kletterwand statt LeiterDer Weg nach Oben folgt in klassischen Unternehmen einem vorgezeichneten Entwicklungsplan. Man dient sich hoch, ist irgendwann „dran“ und darf nicht übergangen werden. Fähig oder unfähig zu höheren Weihen? Kaum relevant. Die aktuelle Alternative sieht anders aus.... |
30 Minuten im Meeting für Bürokratieabbau und TransformationMit der „30 Minuten im Meeting“-Methode räumen sie hausgemachte Bürokratie im Unternehmen aus dem Weg. Bevor man sich um Neues kümmert, muss man entrümpeln. Erst muss gejätet werden, damit die junge Saat aufgehen kann. |
Die Sprechblasenmethode So kommen Sie auf neue IdeenUnternehmen brauchen jetzt Mitarbeiter mit innovativen Gedanken, Mut und Tatendrang. Kritische Gedanken muss man aber auch zulassen, sonst ändert sicht nichts. Hier finden Sie eine interessante Kreativitätstechnik, um die Perspektive zu wechseln. |
Selbstorganisierte Teams Erfolgsfaktor für UnternehmenSich selbst organisierende Mitarbeiterteams sind fortan unerlässlich. Sie sind den rasch aufkommenden und zunehmend unvorhersehbaren Anforderungen der Digitalökonomie besser gewachsen als die anweisungsorientiert geführten Teams alten Stils. Dieser Beitrag zeigt die wesentlichen Erfolgsfaktoren. |
Querdenker im Unternehmen: dringend benötigtUm fit für die Zukunft zu werden, braucht man neue Ideen. Andere Ideen. Bessere Ideen. Ideen, die bislang noch nicht gedacht worden sind. Viele solcher Ideen. Interne Querdenker sind dabei erste Wahl – wenn man sie tatsächlich machen lässt. |
Wie Angst entsteht ... und wie man sie besiegtAngst hindert uns daran, unser Bestes zu geben und damit erfolgreich zu sein. Also muss die Angst aus unserem Leben verschwinden. Wie das funktionieren kann und warum, zeigt dieser Beitrag. |
Purpose statt Leitbild Wie Unternehmen sich neu erfindenWer zukunftsfit werden will, muss mit dem Sinn und Zweck seines Unternehmens beginnen. Das hat mit den Leitbildern von früher, die oft auch als Vision oder Mission Statement bezeichnet werden, nur noch wenig zu tun. Der Zweck eines Unternehmens ist nämlich nach außen, klassische Leitbilder hingegen sind nach innen gerichtet. |
Bürokratie-Abbau So schaffen Sie Platz für NeuesAgiler, digitaler, innovativer: Das sind Hauptaspekte, um als Unternehmen die Zukunft erreichen zu können. Doch die Mitarbeiter ersaufen in Bürokratie. Um Zeit und Raum für Neues zu haben, muss man sich also zunächst von Altlasten trennen. Mit einer „Kill a stupid rule“-Initiative sind 50 Prozent weniger interne Administration locker drin. |
Weshalb die Entscheidungsprozesse von früher heute versagen ... und wie es besser gehtZügige und zugleich gute Entscheidungen sind gerade jetzt in der Krise für jedes Unternehmen elementar. Wie Sie in turbulenten Zeiten die Entscheidungsgüte erhöhen und zugleich die Entscheidungsgeschwindigkeit steigern, darum geht es in diesem Beitrag. |
Wie man seine Mitarbeiter zu Corporate Influencern machtWer könnte ein Unternehmen besser präsentieren, als die Schar der begeisterten Mitarbeiter? Jeder Beschäftigte kann zum Meinungsmacher für seine Firma werden. Dies geht über das reine Weiterempfehlen weit hinaus. Heutzutage macht man seine Mitarbeiter zu Influencern. |