Natürlich macht jedes Unternehmen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz schon dies und das. Jede Initiative ist äußerst begrüßenswert. Doch eine umfassende Strategie und ein gemeinschaftliches, ganzheitliches Vorgehen sind wirkungsvoller. Bevor Sie damit starten, ist zunächst das Ambitionsniveau zu klären. Wollen Sie
- Vorreiter in Ihrer Branche sein, also jemand, der einem sofort in den Sinn kommt, der als Paradebeispiel genannt und in den Medien regelmäßig zitiert wird?
- in puncto Klimaschutz und Nachhaltigkeit dem Mittelfeld angehören, also das tun, was mehr oder weniger alle früher oder später machen?
- nur die gesetzlichen Mindestauflagen erfüllen, und zwar gezwungenermaßen immer erst dann, wenn die entsprechenden Regularien amtlich werden?
In jedem Fall gilt dabei: Sustainability darf nicht in eine Abteilung gesperrt werden, sie betrifft jeden im Unternehmen über alle Bereiche hinweg. Interdisziplinäres Agieren ist also ein Muss. Das bedeutet: In jedem Bereich gibt es Verantwortliche für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Diese sind fortan die „Evangelisten“ in Sachen Grün. Sie kümmern sich als crossfunktionale Gruppe um die Priorisierung der Aktivitäten, um das Maßnahmendesign und eine Umsetzung, die durch und durch wahrhaftig ist.
Der 7-Schritte-Plan für eine Nachhaltigkeitsstrategie
Nachdem diese Punkte geklärt sind, empfehle ich folgenden 7-Schritte-Handlungsplan:
- Bewusstsein schaffen: Am Anfang einer umfassenden Reise in Richtung Nachhaltigkeit steht die unternehmensweite Stärkung eines klima- und umweltfreundlichen Bewusstseins. Klar, das Thema ist in aller Munde, doch mit den vielfältigen Details haben sich viele oft kaum befasst. Es braucht also Daten, Fakten und Storys, um die ganze Tragweite sichtbar zu machen.
- Szenarien analysieren: Umweltthemen und ihre Entwicklung sind mehrdimensional und komplex. Vor der eigentlichen Strategieentwicklung gilt es zunächst, mehrere mögliche Zukunftsszenarien zu entwickeln, die einen Zeithorizont von etwa zehn Jahren umfassen. Ich empfehle drei. Ein Best-Case-Szenario, ein realistisches Szenario und ein Worst-Case-Szenario in Sachen Klima und Nachhaltigkeit.
- Strategie entwickeln: Die Strategie wird am besten in einer Strategy Map visualisiert. Sie macht nach drinnen und draußen klar, welchen Weg das Unternehmen in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehen will. Diese Strategie wird öffentlich gemacht, regelmäßig besprochen sowie (halb)jährlich auf den Prüfstand gestellt und weiterentwickelt.
- Maßnahmen definieren: In diesem Schritt geht es darum, erste Handlungsfelder zu definieren und Fokusthemen zu priorisieren. Verantwortliche für die Umsetzung werden benannt, Zeitachsen und Budgetrahmen werden erstellt. Für die Umsetzungsplanung gilt: dringliche Hot Spots und schnelle Quick Wins zuerst.
- Maßnahmen umsetzen: Der Fortgang der Aktivitäten kann auf einem öffentlichen Kanban Board sichtbar gemacht werden. Dies sorgt für Transparenz, inspiriert alle im Unternehmen und motiviert einen selbst. Was zu erledigen ist, wird auf Post-its geschrieben, an die jeweilige Spalte gepinnt und, wenn erledigt, entsprechend verschoben.
- Erfolge kommunizieren: Sobald sich erste Erfolge zeigen, werden diese zunächst nach innen kommuniziert und gefeiert. Erst dann werden sie, als weitererzählbare Storys ansprechend verpackt, in die Öffentlichkeit getragen. Vorsicht dabei: kein Greenwashing und keine Schönfärberei. Jede einzelne Story muss wahr und nachprüfbar sein. Falschaussagen zerstören Reputation und Vertrauen.
- Ergebnisse bewerten: Hierbei geht es um Rückschau und Vorschau zugleich, um Zielwerte, erzielte Ergebnisse und weitere ambitionierte Initiativen. Entscheidende Fragen dabei: Wo stehen wir auf unserem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und welche weiteren Schritte sind nötig? Was lässt sich mit prüfbaren Zahlen belegen? Wie beurteilen das die Kunden und der Markt?
Alles kommt auf den „grünen“ Prüfstand
Verantwortliches nachhaltiges Handeln kann und muss bedeuten, sein bisheriges Handeln kritisch zu hinterfragen und sämtliche Produkte und Services auf den „grünen“ Prüfstand zu stellen. Hierzu werden diese auf dreierlei Weise analysiert:
- Sind sie wirtschaftlich sinnvoll und rentabel?
- Sind sie ökologisch fair und sozial gerecht?
Dies lässt sich in Form einer Matrix sichtbar machen, wie die Abbildung zeigt. Dem gehen ausgiebige Analysen und Diskussionen voraus. Zunächst werden die Kriterien definiert, die die Begriffe wirtschaftlich, ökologisch und sozial determinieren. Hiernach werden die zu betrachtenden Produkte und Services bepunktet und dann in die Matrix eingetragen.
Die nachfolgenden Entscheidungen ergeben sich aus den Positionen in den einzelnen Quadranten. Die Leistungen im oberen rechten Feld stehen dabei im Fokus. Bei den Leistungen oben links und unten rechts wird überlegt, wie man diese ins Feld oben rechts bringen kann. Die Leistungen unten links sind zu stoppen. Danach machen sich Umsetzungstrupps an die Arbeit.
Matrix mit den Kriterien wirtschaftlich und ökologisch/sozial
Eine solche Herangehensweise ist hochstrategisch. Am besten eignet sich dafür ein interdisziplinär und crosshierarchisch besetzter Initialworkshop. Arbeiten Sie unbedingt mit einer qualifizierten Moderation, da es zu durchaus kniffligen Momenten kommen kann. Ich empfehle darüber hinaus, den Anlass mit dem Impulsvortrag eines externen Nachhaltigkeitsspezialisten zu beginnen, um einen Blick über den Tellerrand zu gewinnen. Ohne Input von außen gerät man schnell in eine Art Echokammer. Neue Blickwinkel verhelfen zu einer breiteren Lösungslandschaft, stellen Etabliertes von außen infrage und öffnen für neue gute Ideen.
Anne M. Schüller
Zukunft meistern
Das Trend- und Toolbook für Übermorgengestalter | Nachhaltigkeit - Transformation - Innovation
Gabal Verlag 2019, 232 Seiten, 29,90 Euro
ISBN: 978-3-96739-181-7
Bildnachweis
stock.adobe.com
461022701
Weitere Artikel von Anne M. Schüller :
So werden Entscheidungen schneller und besserUnternehmen können in Zukunft nur dann erfolgreich werden, wenn es ihnen gelingt, die richtigen Entscheidungen zügig zu treffen. Dabei gilt: Nicht alles muss die Führungskraft selbst entscheiden – außer, sie hat Spaß daran, sich im Mikromanagement zu verlieren. Denn es gibt zwei Typen von Entscheidungen. |
Auf der Suche nach Sinn in der ArbeitDie Sehnsucht der Menschen nach Sinn in der Arbeit ist groß. Jeder von uns ist als einzigartiges Individuum mit einem mächtigen Gestaltungswillen geboren worden, um ein Leben voller Sinn zu führen - und nicht, um ein fremdbestimmtes Rädchen im Getriebe der Unternehmen zu sein. |
8 Dinge, die bei der Arbeit mit KI-Tools wichtig sindIn wenigen Jahren werden wir uns kaum noch vorstellen können, wie unser Leben und Arbeiten ohne KI überhaupt funktionieren konnte. Beinahe alle modernen Technologien enthalten schon heute KI. Und täglich kommen neue KI-Tools hinzu. Wer sich beruflich stets weiterentwickelt und von KI umfänglich helfen lässt, ist in der Future Economy vorn. |
So schafft ihr ein Treibhausklima für innovative IdeenKreativität ist die Schlüsselressource für Innovationen. Doch sie ist wie eine launische Diva, die die richtigen Umstände braucht. Heiterkeit und Muße gehören dazu. Miteinander - statt gegeneinander - und ein kameradschaftlicher Stil schaffen Austausch und angstfreie Räume. Deshalb wird in florierenden New-Economy-Firmen auch so viel Wert auf ein inspirierendes Umfeld gelegt. |
Serendipity Wie aus Zufällen Glücksfälle werdenKleine und große Innovationen werden überall im Unternehmen gebraucht, auch im Recruiting, der Organisationsentwicklung und im Personalmanagement. Bisweilen entstehen sie nicht durch einen gezielten Prozess, sondern durch einen glücklichen Zufall. Diesem können wir gezielt auf die Sprünge helfen, indem wir eine interne Kultur favorisieren, die Innovationen jederzeit möglich macht. |
Das Lernen lernen eigeninitiativ in 12 SchrittenIn einer Welt, die sich mehr und mehr wandelt und uns vor immer zahlreichere Herausforderungen stellt, lernen wir nicht mehr fremdgesteuert, sondern selbstverantwortlich und eigeninitiativ. Und das muss, wie alles andere auch, immer schneller passieren. Wer sein Qualifizierungsniveau nicht ständig durch eigenen Antrieb erhöht, entsorgt sich in Zukunft selbst. |
Wie starke Leader eine zukunftsfähige Unternehmenskultur etablierenInnovationen sind der Umsatz von übermorgen. Man muss frühzeitig beginnen, um sie startklar in der Pipeline zu haben, wenn die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Wer in die Zukunft will, braucht eine Experimentierkultur, die das Vorwärtsdenken für alle Beschäftigten zu einer Selbstverständlichkeit macht. |
Quält euch nicht länger! 5 Bausteine, um Meetings effizienter zu machenMeetings sind ein Spiegelbild der Unternehmenskultur – und Gradmesser für das Überleben am Markt. Denn Entscheidungen, die für die Zukunft einer Firma maßgeblich sind, fallen ja meistens in Meetings. Wem also die besseren Meetings gelingen, wird zu einem Überflieger der Wirtschaft. |
Gamification: Ideal für gelingende Change-MaßnahmenMeis ist es nicht der Wandel per se, der die Leute verschreckt. Vielmehr versagen die üblichen Change-Prozesse, weil sie als Muss-Programm konzipiert sind. Besser läuft es mithilfe von Gamification. |
Aus Fehlern lernen: in komplexen Zeiten ein MussDas Neue erschließt sich nur dem, der ausgetretene Pfade verlässt. Eine fehlertolerante Lernkultur ist dafür ein Muss. Wenn das Umfeld komplex und die Zukunft unvorhersehbar ist, werden Fehlversuche zur Normalität. |
„Sei wirklich gut, und bring' die Leute dazu, dies vehement weiterzutragen.“Neue, gute Mitarbeitende und Top-Talente findet man immer seltener durch klassische Rekrutierungsmaßnahmen, sondern vor allem durch wirkungsvolle Mundpropaganda. Indem die Beschäftigten ihre Erfahrungen in ihren Netzwerken ausgiebig teilen, sorgen sie unter anderem auch dafür, dass neue, gute, passende Zukunftsgestalter bei Ihnen arbeiten wollen. |
Kundenzentrierung gelobt, aber nicht gelebtService, Sales & Marketing scheitern oft nicht am Kunden, sondern an den internen Gegebenheiten. Silobasierte Strukturen und überholte Prozesse sind der größte Hemmschuh auf dem Weg zum begeisterten Kunden. |
Hyperpersonalisierung Nicht Kür, sondern PflichtFrüher hatten alle die gleiche Schallplatte, heute hat jeder seine ganz persönliche Playlist. Statt Allerweltlösungen, Standardprozessen und Massenware rückt die maximale Individualisierung nach vorn. So wird Hyperpersonalisierung für jeden Anbieter zunehmend ein Muss |
So gelingt ein einzigartiges Servicedesign Vom Hersteller zum herstellenden DienstleisterJeder in der Leistungskette muss einen perfekten Job machen, denn der Kunde betrachtet eine Firma immer als Ganzheit. Ihm ist es schlichtweg egal, was hinter den Kulissen passiert, wer wofür zuständig ist, und warum es wo klemmt. |
Die „lachende“ Unternehmenskultur Nur, wer sich wohlfühlt, ist kreativInnovationen sind der Umsatz von übermorgen. Man muss rechtzeitig und weitläufig damit beginnen, um sie startklar in der Pipeline zu haben, wenn die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Hierzu braucht es eine konstruktiv-offene, menschenfreundliche, kreativitätsförderliche „lachende“ Unternehmenskultur. |
Selbstreflexion Mit Adlerblick sich selbst optimierenDie kritische Selbstreflexion zählt zu den wichtigsten Eigenschaften einer jeden Person, die vorankommen will. Der achtsame Blick von oben auf das eigene Tun, auch Adlerperspektive genannt, hilft dem gesamten Unternehmen. |
Großgruppenworkshops So packen Sie den Sprung in die ZukunftDie Corona-Zeit war geprägt durch Sofortmaßnahmen und das Stabilisieren des Status quo via Zoom & Co. Nun gilt es, sich zusammenzusetzen, um Initiativen in Gang zu bringen, die die Zukunft des Unternehmens sichern. Großgruppenworkshops sind dafür bestens geeignet. |
Der Agility Manager So entsteht unternehmensweite AgilitätUnternehmensweite Agilisierung muss nicht nur vorangetrieben, sondern vor allem auch aufrechterhalten werden. Doch klassische Silo-Strukturen verhindern dies oft. Die Lösung: ein Agility Manager als crossfunktionaler Vernetzer. |
Veränderungsangst im Unternehmen Feind des Erfolgs und größter Fortschrittskiller„Wir müssen schneller und schlanker werden!“ Liebend gern wären die meisten dazu bereit, doch interne Strukturen und Prozesse verhindern das oft. Die erste Erkenntnis der Oberen müsste demnach folgende sein: Die wahren Bremser, das sind wir selbst. |
Touchpoints Die Kaufreise des Kunden wirklich verstehenDie Spielregeln im Markt werden heute von den Konsumenten bestimmt. Eine Obsession für Kundenbelange ist somit ein Muss. Das Marketing der Zukunft orientiert sich deshalb an Touchpoints – und an der Customer Journey. |
Das neue Projektmanagement So werden Projekte fortan zum ErfolgKlassische Projektarbeit nach dem Wasserfallprinzip ist aus vielerlei Gründen heutzutage nur noch im Einzelfall sinnvoll. Wie ein modernes Projektmanagement aussehen kann, zeigt dieser Beitrag. |
Karrieren agilisieren: Kletterwand statt LeiterDer Weg nach Oben folgt in klassischen Unternehmen einem vorgezeichneten Entwicklungsplan. Man dient sich hoch, ist irgendwann „dran“ und darf nicht übergangen werden. Fähig oder unfähig zu höheren Weihen? Kaum relevant. Die aktuelle Alternative sieht anders aus.... |
30 Minuten im Meeting für Bürokratieabbau und TransformationMit der „30 Minuten im Meeting“-Methode räumen sie hausgemachte Bürokratie im Unternehmen aus dem Weg. Bevor man sich um Neues kümmert, muss man entrümpeln. Erst muss gejätet werden, damit die junge Saat aufgehen kann. |
Die Sprechblasenmethode So kommen Sie auf neue IdeenUnternehmen brauchen jetzt Mitarbeiter mit innovativen Gedanken, Mut und Tatendrang. Kritische Gedanken muss man aber auch zulassen, sonst ändert sicht nichts. Hier finden Sie eine interessante Kreativitätstechnik, um die Perspektive zu wechseln. |
Selbstorganisierte Teams Erfolgsfaktor für UnternehmenSich selbst organisierende Mitarbeiterteams sind fortan unerlässlich. Sie sind den rasch aufkommenden und zunehmend unvorhersehbaren Anforderungen der Digitalökonomie besser gewachsen als die anweisungsorientiert geführten Teams alten Stils. Dieser Beitrag zeigt die wesentlichen Erfolgsfaktoren. |
Querdenker im Unternehmen: dringend benötigtUm fit für die Zukunft zu werden, braucht man neue Ideen. Andere Ideen. Bessere Ideen. Ideen, die bislang noch nicht gedacht worden sind. Viele solcher Ideen. Interne Querdenker sind dabei erste Wahl – wenn man sie tatsächlich machen lässt. |
Wie Angst entsteht ... und wie man sie besiegtAngst hindert uns daran, unser Bestes zu geben und damit erfolgreich zu sein. Also muss die Angst aus unserem Leben verschwinden. Wie das funktionieren kann und warum, zeigt dieser Beitrag. |
Purpose statt Leitbild Wie Unternehmen sich neu erfindenWer zukunftsfit werden will, muss mit dem Sinn und Zweck seines Unternehmens beginnen. Das hat mit den Leitbildern von früher, die oft auch als Vision oder Mission Statement bezeichnet werden, nur noch wenig zu tun. Der Zweck eines Unternehmens ist nämlich nach außen, klassische Leitbilder hingegen sind nach innen gerichtet. |
Bürokratie-Abbau So schaffen Sie Platz für NeuesAgiler, digitaler, innovativer: Das sind Hauptaspekte, um als Unternehmen die Zukunft erreichen zu können. Doch die Mitarbeiter ersaufen in Bürokratie. Um Zeit und Raum für Neues zu haben, muss man sich also zunächst von Altlasten trennen. Mit einer „Kill a stupid rule“-Initiative sind 50 Prozent weniger interne Administration locker drin. |
Weshalb die Entscheidungsprozesse von früher heute versagen ... und wie es besser gehtZügige und zugleich gute Entscheidungen sind gerade jetzt in der Krise für jedes Unternehmen elementar. Wie Sie in turbulenten Zeiten die Entscheidungsgüte erhöhen und zugleich die Entscheidungsgeschwindigkeit steigern, darum geht es in diesem Beitrag. |
Wie man seine Mitarbeiter zu Corporate Influencern machtWer könnte ein Unternehmen besser präsentieren, als die Schar der begeisterten Mitarbeiter? Jeder Beschäftigte kann zum Meinungsmacher für seine Firma werden. Dies geht über das reine Weiterempfehlen weit hinaus. Heutzutage macht man seine Mitarbeiter zu Influencern. |