Interim Management

Ein strategisches Instrument für komplexe Projekte, Vakanzen und Restrukturierungen

 

Interim Management

 

Die Geschäftswelt ist in permanenter Veränderung. Die organisationale Antwort auf technologische Innovationen und neue wirtschaftliche Anforderungen ist Flexibilität. Interim Management stellt in diesem Kontext ein wertvolles strategisches Instrument dar, um kurzfristige Vakanzen zu überbrücken, spezifische Projekte umzusetzen oder Veränderungsprozesse effizient zu gestalten. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung des Interim Managements, seine Anwendungsbereiche, Erfolgsfaktoren sowie die Herausforderungen, mit denen Unternehmen und Interim Manager konfrontiert sind.

 

Interim Management bezeichnet den zeitlich befristeten Einsatz selbstständiger Führungskräfte auf Managementebene. Interim Manager übernehmen Projekte innerhalb eines Unternehmens und setzen diese operativ um. Anders als klassische Unternehmensberater verfügen Interim Manager über weitreichende Führungserfahrung und tragen Ergebnisverantwortung für die Implementierung der definierten Maßnahmen.

 

Verfügbar sind diese Manager auf Zeit über spezialisierte Personalberatungen, sogenannte Interim Provider, die über vorselektierte und qualitätsgesicherte Manager-Pools verfügen. In der Regel können Interim Management Provider innerhalb weniger Tage passende Kandidaten vorstellen und einen kurzfristigen Mandatsbeginn sicherstellen.

 

Interim Management Markt in Deutschland

Interim Management hat sich in Deutschland seit den 1990er Jahren als Managementinstrument etabliert und ist heute in allen Unternehmensgrößen, Funktionen, Branchen und unterschiedlichen Projektsituationen (von Projekt, über Vakanz bis Sanierung) zu finden. Klassische Projektlaufzeiten umfassen 9-12 Monate beim Kunden vor Ort. Abgerechnet wird nach Tagessätzen, die je nach Projekt zwischen 1.200 bis 2.500 EUR liegen. Interim Manager sind sehr flexibel einsetzbar.

 

In Deutschland waren im Jahr 2023 laut AIMP (Associate Interim Management Professionals) rund 15.000 selbstständige Führungskräfte am Markt verfügbar. Das Marktvolumen umfasste in diesem Jahr laut DDIM (Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V.) etwa 2,7 Mrd. EUR.

 

Für eine wachsende Anzahl hochqualifizierter und erfahrener Führungskräfte bietet die projektorientierte Tätigkeit als Interim Manager eine attraktive und langfristige Perspektive. Dies zeigt sich auch an der konstant niedrigen Festübernahme-Quote. Nur ca. 5% aller Interim Mandate gehen in eine langfristige Festübernahme über. Gründe hierfür sind die Präferenz der Interim Manager für eine langfristig flexibel und unternehmerisch ausgerichtete Tätigkeit und die Tatsache, dass Interim Manager meist etwas überqualifiziert sind für die Rollen, die sie übernehmen.

 

Hier liegt ein wichtiger Unterschied zwischen Interim und Executive Search. Ein Interim Management Projekt ist keine Probezeit für eine mögliche Festanstellung. Ein erfolgreiches Interim Projekt sollte einem klar definierten Start, Umsetzungs-Fahrplan und Endpunkt folgen, dem ein kaufmännisch sinnvoller Business Plan zugrunde liegt.   

 

  Typische Anwendungsbereiche von Interim Managern umfassen:

 

  • Projektmanagement: Steuerung komplexer Projekte. Bsp.: Einführung neuer IT-Systeme, Veränderungen im Supply Chain Management, Umbau einer Personalabteilung, Umsetzung neuer Vertriebskonzepte, Expansion in neue Märkte
  • Vakanzüberbrückungen: Temporäre Besetzung von Schlüsselpositionen, beispielsweise nach plötzlichen Kündigungen, krankheitsbedingten Ausfällen oder in Phasen der Nachfolgeregelung. Bsp.: Übernahme einer Werksleitung, der Finanzabteilung, des Einkaufs, der Qualitätssicherung, einer Standortleitung oder der Leitung des Vertriebs
  • Change Management: Unterstützung bei Fusionen, Übernahmen oder Reorganisationen, Transformationsprojekten
  • Krisenmanagement: Übernahme von Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen in wirtschaftlich angespannten Situationen

 

Der Einsatz von Interim Managern erfolgt typischerweise auf C-Level-Ebene (z. B. CEO, CFO, COO) sowie in anderen strategisch relevanten Bereichen, wo kurzfristige Expertise benötigt wird.

 

Erfolgsfaktoren im Interim Management

Der Erfolg eines Interim Management-Einsatzes hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sowohl auf Seiten des Unternehmens als auch auf Seiten des Interim Managers liegen:

 

  • Klare Zielsetzung: Unternehmen, Interim Manager und Provider sollten im Vorfeld die Ziele eines Interim-Einsatzes klar definieren und in enger Abstimmung umsetzen.
  • Erfahrung und Fachkompetenz: Der Interim Manager sollte nachweisliche Erfolge in ähnlichen Projekten vorweisen können.
  • Schnelle Integration: Aufgrund der zeitlichen Begrenzung muss ein Interim Manager in der Lage sein, sich innerhalb kürzester Zeit in die Unternehmensstruktur und -kultur einzufinden.
  • Ergebnisorientierung: Die Zielsetzung eines Interim Projektes ist es, nachhaltige und messbare Ergebnisse zu erzielen, die auch über die Einsatzdauer hinaus Bestand haben.
  • Kommunikation und Stakeholder-Management: Die Fähigkeit des Interim Managers, alle relevanten Stakeholder (Mitarbeiter, Geschäftsleitung, Investoren) einzubinden, ist entscheidend für den Erfolg.

 

Herausforderungen für Interim Manager

Trotz der zahlreichen Vorteile bringt das Interim Management auch Herausforderungen mit sich. Nicht immer ist der Einsatz eines Interim Managers die bestmögliche Wahl. Zudem liegt ein zentraler Erfolgsfaktor nicht nur in der Auswahl des Kandidaten, sondern im richtigen Setup und einer professionellen Projektumsetzung zwischen allen Beteiligten. In diesen Fällen empfiehlt sich die Einbindung eines professionellen Interim Providers.

 

Einige wichtige Punkte, auf die zu achten ist:  

 

  • Akzeptanz im Unternehmen: Externe Führungskräfte können auf Widerstände stoßen, insbesondere wenn deren Auftrag mit Restrukturierungen oder Personalveränderungen verbunden ist. Hier ist eine gute Kommunikationsstrategie vor Projektbeginn unerlässlich.
  • Kostenaspekt: Die Beauftragung eines Interim Managers ist eine Investition. Um so wichtiger ist ein attraktiver Business Case mit einem realistischen RoIM (Return on Interim Management). Die meisten gut aufgesetzten Interim Mandate erzielen ein Vielfaches der Tagessatz-Investition.
  • Wettbewerb um qualifizierte Interim Manager: Der Markt für erfahrene Interim Manager ist begrenzt, weshalb Unternehmen frühzeitig strategische Partnerschaften mit spezialisierten Anbietern eingehen sollten. Der Interim Markt unterliegt konjunkturellen und saisonalen Schwankungen, sodass es immer wieder zu Verfügbarkeits-Engpässen in einzelnen Funktionsfeldern kommt.

 

Zukunftsaussichten

Die Zukunft des Interim Managements ist von mehreren Entwicklungen geprägt.

 

Der Trend zu agilen und flexibilisierten Organisationsstrukturen wird die Nachfrage nach kurzfristigen und interimistischen Managementlösungen weiter steigern. Gleichzeitig beschäftigt das Thema „New Work“ um neue, selbstbestimmtere Arbeitsformen nicht nur die Arbeitsgeneration unter 35 Jahren. Flexible Arbeitsmodelle sind mindestens ebenso attraktiv für die Arbeitsgeneration ab 60 Jahren. Gerade für hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte bieten sich im Interim Management spannende Projektangebote.

 

Zum anderen wird die zunehmende Digitalisierung dazu führen, dass Interim Manager verstärkt auch in technologiegetriebenen Veränderungsprozessen gefragt sind.

 

Gleichzeitig wird die Professionalisierung der Branche voranschreiten, indem standardisierte Qualitätskriterien und professionellere Projektmanagementmethoden für Interim Manager stärker etabliert werden.

 

Fazit

Interim Management ist ein leistungsstarkes Instrument für Unternehmen, die kurzfristig auf Herausforderungen reagieren oder strategische Veränderungen erfolgreich umsetzen möchten. Durch den gezielten Einsatz externer Führungskräfte lassen sich Lücken schließen, Innovationsprozesse beschleunigen und Krisensituationen professionell bewältigen. Angesichts der steigenden Dynamik in der Geschäftswelt wird die Bedeutung des Interim Managements in den kommenden Jahren weiter zunehmen.

 

 

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