Digitale Transformation: Ohne Kulturwandel geht es nicht!

Die Kultur ist entweder das größte Hindernis oder der stärkste Beschleuniger digitaler Transformation.

Digitalisierung bedeutet Beschleunigung. Das nehmen wir auf allen Ebenen wahr. Ob im privaten Bereich oder im Business. Die Möglichkeiten permanent und ohne Zeitverlust Informationen auszutauschen, erweitern sich mit jedem Tag. Damit werden im Betrieb nicht nur die Folgen der digitalen Transformation, sondern vor allem auch die sich immer weiter beschleunigende Digitalisierung selbst zur Herausforderung. Längst geht es beim Digital Change nicht mehr nur darum, Geschäftsprozesse möglichst effektiv digital abzubilden oder der eigenen Marke in sozialen Netzwerken zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Digitale Transformation bedeutet Kulturwandel. Unternehmen müssen lernen, Kontrollverlust, flache Hierarchien und ständige Veränderung nicht nur zu akzeptieren, sondern vor allem auch produktiv nutzbar zu machen.

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Culture-Eats-Strategy-For-Breakfast - Digitale Transformation ist Kulturarbeit

„Den oder das verdrücke ich doch zum Frühstück!“ Flapsig bemerkt, aber deutlich: „Der (oder das) kann sich noch so spreizen – aber ohne mich geht nix!“ Das Zitat von Management-Vordenker Peter Drucker lässt sich wunderbar auf die Digitale Transformation anwenden: Weder eine gut durchdachte Strategie noch eine State-of-the-Art-Technologie können ihre Wirkung entfalten, wenn sie nicht durch eine entsprechende Unternehmenskultur im Alltag gelebt werden. Eine noch so brillant ausformulierte Unternehmensstrategie hält nicht stand, wenn die Kultur eines Unternehmens ihr entgegensteht.

In unserem Fall heißt das: Unternehmenskultur schluckt Strategie. Außer, man sorgt dafür, dass beide an einem Tisch sitzen. Gleichberechtigt. Gleichwertig. Aber das ist der Königsweg. Und der ist hart und mühsam. Zunächst gilt: Der wichtigste Erfolgsfaktor für digitale Transformation besteht in einer von nach innen und außen wirkenden Unternehmenskultur.

Der digitale Wettbewerb ist nicht aufzuhalten

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Auto. Es ist schnell, es ist schön, es macht Spaß. Sie haben das Fahrzeug im Griff und nehmen an einem Rennen teil. Der einzige Schönheitsfehler: Dieser Wagen hat keine Bremsen und wird immer und immer schneller. So funktioniert heute die Digitalisierung: unaufhaltsam, rasant und absolut wettbewerbsrelevant. Sie sitzen bereits im Fahrzeug und haben keine Möglichkeit mehr, noch aus dem Rennen auszusteigen.

Wie Sie auf diese Situation reagieren, entscheidet über Ihren Erfolg im Wettbewerb. Ob Sie in Panik geraten, sich entschließen, das Beste aus der Situation zu machen und so lange wie möglich auf dem Rundkurs bleiben oder kreative Ideen entwickeln, um die Geschwindigkeit doch noch zu verringern, liegt ganz bei Ihnen.

Aber wie können Sie es vermeiden, angesichts des anstehenden Digital Changes, in Panik zu geraten und wie umgehen Sie Fehlentscheidungen. Wie funktioniert das Wechselspiel einer dynamischen, lebendigen Unternehmenskultur mit der strategischen Ausrichtung Ihrer Firma.

Digital Change = Cultural Change

Die Herausforderung, gerade für schon lange am Markt tätige Unternehmen, besteht darin, zu verstehen, dass der Wettbewerb heute über keine Bremsmechanismen mehr verfügt und die Geschwindigkeit des digitalen Wandels immer weiter zunimmt. Wer jetzt nicht die nötigen Entscheidungen fällt und das Steuer fest in die Hand nimmt, wird über kurz oder lang gegen die Wand fahren. Wenn Ihre Unternehmenskultur Sie angesichts der anstehenden Veränderungen in Panik verfallen lässt, ist es an der Zeit einen disruptiven Change einzuleiten.

Die gute Nachricht an dieser Stelle lautet: Wenn Sie sich auf einen Wandel der Kultur in Ihrem Unternehmen einlassen, haben Sie den wichtigsten Schritt bereits getan. Denn die immer weiter fortschreitende Digitalisierung bedeutet vor allem, flexibel zu werden und Veränderungen zulassen zu lernen. Wenn Sie dazu bereit sind, haben Sie die Möglichkeit, neue Strukturen aufzubauen und Ihrem Unternehmen in einer vernetzten Welt zu Bedeutung zu verhelfen. Das bedeutet vor allem, die Aktionsfelder auszumachen, auf denen Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den digitalen Wandel so schnell wie möglich vollziehen können.

Gehen Sie als Führungskraft mit gutem Beispiel voran, lernen Sie Neues und bleiben vor allem offen für scheinbar unkonventionellen Input. Wenn Sie Kinder haben, werden Sie vielleicht schon Situationen erlebt haben, in denen Ihre Tochter oder Ihr Sohn Ihnen eine Neuerung am Smartphone oder am Computer gezeigt hat, die Sie in irritiertes Staunen versetzte. Wir Alten begreifen leider nicht immer direkt die Vorteile, die neue Technologien mit sich bringen und sind daher zurückhaltend oder sogar ablehnend, wenn es darum geht, sie zu adaptieren. Der britische Science-Fiction-Autor Douglas Adams hat das einmal in sehr plastische Worte gefasst:

Ich habe ein paar Regeln entwickelt, die unseren Umgang mit Technologie beschreiben:

  1. Alles was schon da ist, wenn wir zur Welt kommen, ist normal und gewöhnlich und einfach ein Teil dessen, wie die Welt funktioniert.
  2. Alles was erfunden wird, während wir zwischen 15 und 35 Jahren alt sind, ist neu, aufregend und revolutionär und man kann vielleicht Karriere in dem Bereich machen.
  3. Alles was erfunden wird, nachdem wir 35 geworden sind, ist wider die Natur und die Ordnung der Dinge.

 

Kulturwandel

 

Für das Individuum mag die daraus resultierende Technologieverweigerung auch noch angehen. Doch für Unternehmen kann es existenzbedrohend sein, Veränderungen nicht rechtzeitig kommen zu sehen und sich technologischen Veränderungen nicht zu stellen. Auch altgediente, erfahrene Führungskräfte sollten stets offen für Neues bleiben und aktiv den Kontakt zu jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen.

Sie müssen nicht alles umsetzen, sollten aber auf keinen Fall den Draht zu den für junge Menschen aufregenden und revolutionären Technologien verlieren. Bei Branchentreffen ist es sinnvoll, einmal einen Blick über den Tellerrand zu werfen.

Lassen Sie sich von Startups und jungen Unternehmensgründerinnen und -gründern inspirieren. Es geht nicht darum, die Produkte zu kopieren, sondern sich vom jugendlichen Unternehmergeist anstecken zu lassen.

Verankern Sie diese Philosophie in der Unternehmenskultur! Sorgen Sie dafür, dass auch Ihre Kolleginnen und Kollegen den Kontakt zur Jugend nicht verlieren und organisieren Sie gemeinsame Meetings, bei denen es genau darum geht! Machen Sie sich vor allem aber klar, dass Sie, wenn Sie über 35 sind, egal wie jung und agil Sie sich noch fühlen, langsam zum Teil des Problems werden.

 

Agiles Lernen

Die Aufgabe von Führung in der Digitalen Transformation ist es, einen geschützten Raum zu erschaffen, in dem nicht alles zu wissen kein Tabu ist.

Wie können Sie durch agiles Lernen Fortschritt erreichen? In Bezug auf den Wandel von Unternehmenskultur meine ich damit, dass ein Wandel der Kultur nur schrittweise erfolgen kann. Eine neue Philosophie und Einstellung lässt sich nicht per Knopfdruck über Nacht entwickeln. Gerade wenn es um die Bereitschaft geht, Neues zu erlernen, müssen hier Gewohnheiten langsam entstehen und nicht zuletzt auch die Bereitschaft aufgebaut werden, aus Fehlern lernen zu wollen. Um so wichtiger ist es, dass Sie als Vorgesetzte oder Vorgesetzter auch hier mit gutem Beispiel vorangehen. "Roll with the punches!", sagen die Amerikaner, um zu beschreiben, dass Fehler und unangenehme Misserfolge besonders im Geschäftsleben einfach dazugehören und es dann nötig wird zu reagieren und aus den Fehlern zu lernen. Gerade im Bereich der Digitalisierung, wo alles immer schneller geht, ist es überlebensnotwendig, sich diese Einstellung zu eigen zu machen. Denn kleine Fehlentwicklungen können sich in einem rasant wandelnden Umfeld schnell zu großen Problemen auftürmen, wie ein (digitaler) Tsunami.

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Kulturwandel ist wichtiger als eine Digitalisierungsstrategie

Zurück zu unserem Beispiel. Sie sitzen in diesem ungebremsten, schnellen Auto. Weil Sie gelernt haben, auf Veränderungen agil und schnell zu reagieren, rechnen Sie sich gute Chancen aus, das Rennen irgendwie zu überstehen. Es gibt also keinen Grund in Panik zu verfallen. Erst jetzt ist es Ihnen möglich, so etwas wie eine Strategie zu entwickeln, um das Rennen vielleicht sogar zu gewinnen.

Übersetzt bedeutet das: Entwickeln Sie zunächst die richtige Unternehmenskultur, um auf die Herausforderungen des Digital Change reagieren zu können.

Erst wenn Ihr Unternehmen auf diesem Level bereit ist, den digitalen Wandel anzugehen, können Sie sich über die richtige Strategie wirklich Gedanken machen. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, schließlich muss Ihr Unternehmen auch in der Phase des Umbruchs weiterlaufen.

Denn das sollte die wichtigste Lektion sein, die Sie aus diesem Artikel mitnehmen:

Auch Ihre Unternehmenskultur kann in einer digitalen Welt nicht in Stein gemeißelt bleiben, sondern muss sich mit den Anforderungen des Marktes und der Zukunft weiterentwickeln. Strategie und Kultur verschmelzen in einer gelungenen digitalen Transformation mittelfristig zu einem gemeinsamen Konzept – Ihrem Masterplan.

 

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