Wie Angst entsteht

... und wie man sie besiegt

Angst hindert uns daran, unser Bestes zu geben und damit erfolgreich zu sein. Also muss die Angst aus unserem Leben verschwinden. Wie das funktionieren kann und warum, zeigt dieser Beitrag.

 Wie Angst entsteht – und wie man sie besiegt

 

Droht Gefahr, wird unser Denkhirn zurückgeschaltet und die Amygdala tritt in Aktion. Sie ist unser neuronales Gefahrenradar. Im Deutschen „Mandelkern“ genannt, ist sie eine paarweise vorhandene, kaum daumennagelgroße Struktur im limbischen System. Sie erhält und verarbeitet vollautomatisch Impulse aus sämtlichen Sinnessystemen. So kommt es, dass wir Richtig und Falsch nicht nur erkennen, sondern auch spüren.

Bei allem, was dem Strom des Üblichen nicht entspricht, schaltet die Amygdala auf Alarm: Ist das, was uns aus unserer Routine gerissen hat, gut - oder wird es uns schaden? Sie untersucht alles, was auf uns einwirkt, höchst wachsam auf emotional wichtige Faktoren, auf bedrohliche Situationen und potenzielle Gefahren. Sie registriert jede Bewegung und hört das schier unhörbare Rascheln im Gebüsch.

Angst- und Schmerzinformationen haben im Gehirn immer Vorfahrt. Sie können jedes noch so freudige Ereignis aus dem Bewusstsein verdrängen. Unter positiven Umständen lernt und verinnerlicht unser Oberstübchen sehr viel besser, so dass unsere Erinnerungs- und Merkfähigkeit steigt. Hingegen wird die Aufnahme von Neuem durch Unsicherheit, Bedrohungen und Stress stark behindert.

Unser neuronales Gefahrenradar in Aktion

Unser Überleben hängt von einem blitzschnellen Alarmsystem ab. So spürt die Amygdala Bedrohungen kommen und sorgt, ohne dass unser Denkhirn daran beteiligt ist, blitzschnell für die passende Reaktion: panikartige Flucht, dosierter Angriff oder atemloses Erstarren. All dies wird unterhalb der Wahrnehmungsschwelle unseres Bewusstseins mithilfe von Stresshormonen erledigt.

Ohne dass wir dies groß beeinflussen könnten, fängt unser Herz an zu rasen, Blutdruck und Atemfrequenz steigen, die Hände werden feucht, die Knie werden weich, die Augen werden aufgerissen, die Pupillen weiten sich. Die Muskulatur spannt sich an, wir kriegen eine Gänsehaut. Die Nebennieren entladen ihre Vorräte an Adrenalin in das vorbeifließende Blut.

Parallel dazu wird in Sekundenbruchteilen unser zerebraler Erfahrungsspeicher nach einem passenden Programm durchforstet. Wird keine Lösung gefunden, schwemmt zusätzlich das Stresshormon Kortisol aus. Negative Gefühle von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung machen sich breit. Wir beginnen zu stottern oder reden dummes Zeug. Erst viel später, wenn wieder klar Schiff ist, fallen uns die richtigen Worte ein. Lampenfieber und Prüfungsangst sind ausgeprägte Phänomene dafür.

Warum wir Angstsituationen meiden

Ganz zwanghaft will unser Hirn immer weg vom Negativen und hin zum Positiven. Dieses tief im Hirn angelegte Vermeidungsprogramm bringt uns dazu, den mit Angst behafteten Situationen aus dem Weg zu gehen. Unangenehme Termine werden „vergessen“. Oder wir erfinden „vernünftig“ klingende Gründe, weshalb etwas gerade heute nicht geht.

Zudem verfestigt sich Angst, wenn man sie ständig durchlebt, weil sich dann Nervenbahnen verstärken. Das ist vergleichbar mit einem Weg, der viel begangen wird. Verflüchtigt sich hingegen die Angst, so werden die angelegten Nervenbahnen wieder zurückgebaut, so wie ein Weg, der verschwindet, wenn man ihn nicht mehr benutzt.

Eine wahre Erlösung empfinden wir dann, wenn uns die Amygdala entwarnend vermittelt: Du musst nicht kämpfen. Du musst auch nicht fliehen. Du bist in Sicherheit. Verschwindet also die Angst, erleben wir Erleichterung, Freude und Glück. Wir haben dem Angstauslöser getrotzt und sind nochmal davon gekommen. Dopamin flutet ein und gibt uns ein fantastisch gutes Gefühl. Es lohnt sich also, seine Angst zu besiegen.

Wie Angst entsteht – und wie man sie besiegt Anne M. Schüller

 

Wie man die eigene Angst besiegt

Um die Angst zu besiegen, müssen Eventualitäten einkalkuliert werden. Formulieren Sie neben Ihrem Zielplan (best case) also auch ein Ausstiegsszenario (worst case): Was passiert schlimmstenfalls, wenn Präsentationen nicht von Erfolg gekrönt sind oder Gespräche zu keinem Ergebnis führen? Unter welchen Umständen lassen Sie Verhandlungen platzen? So verlieren Sie Ihre Angst vor dem Scheitern. Mit einer klaren Ausstiegsoption können Sie entschlossener und bestimmter auftreten.

Kurz bevor es losgeht, stimmen Sie sich mental ein. Freuen Sie sich auf die Situation, Ihre Gesprächspartner - und auf Ihr Lampenfieber. Der Kick macht Sie hellwach und Ihre Performance wird steigen. Seien Sie zuversichtlich und führen Sie sich frühere Erfolge vor Augen. Wenn Sie eins haben: Lesen Sie in Ihrem Erfolgsbuch nach, wie Sie dabei vorgegangen sind und was genau Sie erfolgreich machte. Und wenn Sie noch kein Erfolgsbuch führen, dann legen Sie sich doch eines an.

Falls die Aufregung zu groß wird: Atmen Sie tief und langsam in den Bauch. Legen Sie hierzu Ihre Hand auf das Zwerchfell, es muss sich fühlbar wölben. Dann mehrfach sieben Sekunden einatmen - sieben Sekunden ausatmen. Trinken Sie reichlich Wasser, das spült das Adrenalin aus dem Blut. Wenn Sie eine größere Präsentation vor sich haben: Gehen Sie in den Waschraum, warten Sie, bis Sie alleine sind und dann schneiden Sie kräftig Grimassen im Spiegel. Schließlich mit einem „Stoßseufzer“ die ganze Anspannung loslassen - und dann mit einem Lächeln ab in die Verhandlung.

 

Das aktuelle Buch der Autorin – auch als Hörbuch erhältlich

 

Cover_Die Orbit-Organisation-3D_72dpi

Anne M. Schüller, Alex T. Steffen


Die Orbit-Organisation
In 9 Schritten zum Unternehmensmodell
für die digitale Zukunft


Zur Leseprobe
Buch / Hörbuch bestellen


Gabal Verlag 2019, 312 Seiten, 34,90 Euro
ISBN: 978-3869368993


Finalist beim International Book Award 2019

 

 

 

Bildnachweis

stock.adobe.com
AdobeStock_277736467
AdobeStock_298865159

Artikel teilen

Weitere Artikel von Anne M. Schüller :

Quält euch nicht länger! 5 Bausteine, um Meetings effizienter zu machen

Meetings sind ein Spiegelbild der Unternehmenskultur – und Gradmesser für das Überleben am Markt. Denn Entscheidungen, die für die Zukunft einer Firma maßgeblich sind, fallen ja meistens in Meetings. Wem also die besseren Meetings gelingen, wird zu einem Überflieger der Wirtschaft.

| weiter |

Vorschaubild Quält euch nicht länger!

Gamification: Ideal für gelingende Change-Maßnahmen

Meis ist es nicht der Wandel per se, der die Leute verschreckt. Vielmehr versagen die üblichen Change-Prozesse, weil sie als Muss-Programm konzipiert sind. Besser läuft es mithilfe von Gamification.

| weiter |

Vorschaubild Gamification: Ideal für gelingende Change-Maßnahmen

Aus Fehlern lernen: in komplexen Zeiten ein Muss

Das Neue erschließt sich nur dem, der ausgetretene Pfade verlässt. Eine fehlertolerante Lernkultur ist dafür ein Muss. Wenn das Umfeld komplex und die Zukunft unvorhersehbar ist, werden Fehlversuche zur Normalität.

| weiter |

Vorschaubild Aus Fehlern lernen:

„Sei wirklich gut, und bring' die Leute dazu, dies vehement weiterzutragen.“

Neue, gute Mitarbeitende und Top-Talente findet man immer seltener durch klassische Rekrutierungsmaßnahmen, sondern vor allem durch wirkungsvolle Mundpropaganda. Indem die Beschäftigten ihre Erfahrungen in ihren Netzwerken ausgiebig teilen, sorgen sie unter anderem auch dafür, dass neue, gute, passende Zukunftsgestalter bei Ihnen arbeiten wollen.

| weiter |

Vorschaubild „Sei wirklich gut, und bring' die Leute dazu, dies vehement weiterzutragen.“

Kundenzentrierung gelobt, aber nicht gelebt

Service, Sales & Marketing scheitern oft nicht am Kunden, sondern an den internen Gegebenheiten. Silobasierte Strukturen und überholte Prozesse sind der größte Hemmschuh auf dem Weg zum begeisterten Kunden.

| weiter |

Vorschaubild Kundenzentrierung

Hyperpersonalisierung Nicht Kür, sondern Pflicht

Früher hatten alle die gleiche Schallplatte, heute hat jeder seine ganz persönliche Playlist. Statt Allerweltlösungen, Standardprozessen und Massenware rückt die maximale Individualisierung nach vorn. So wird Hyperpersonalisierung für jeden Anbieter zunehmend ein Muss

| weiter |

Vorschaubild Hyperpersonalisierung

So gelingt ein einzigartiges Servicedesign Vom Hersteller zum herstellenden Dienstleister

Jeder in der Leistungskette muss einen perfekten Job machen, denn der Kunde betrachtet eine Firma immer als Ganzheit. Ihm ist es schlichtweg egal, was hinter den Kulissen passiert, wer wofür zuständig ist, und warum es wo klemmt.

| weiter |

Vorschaubild So gelingt ein einzigartiges Servicedesign

Die „lachende“ Unternehmenskultur Nur, wer sich wohlfühlt, ist kreativ

Innovationen sind der Umsatz von übermorgen. Man muss rechtzeitig und weitläufig damit beginnen, um sie startklar in der Pipeline zu haben, wenn die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Hierzu braucht es eine konstruktiv-offene, menschenfreundliche, kreativitätsförderliche „lachende“ Unternehmenskultur.

| weiter |

Vorschaubild Die „lachende“ Unternehmenskultur

Selbstreflexion Mit Adlerblick sich selbst optimieren

Die kritische Selbstreflexion zählt zu den wichtigsten Eigenschaften einer jeden Person, die vorankommen will. Der achtsame Blick von oben auf das eigene Tun, auch Adlerperspektive genannt, hilft dem gesamten Unternehmen.

| weiter |

Vorschaubild Selbstreflexion

Großgruppenworkshops So packen Sie den Sprung in die Zukunft

Die Corona-Zeit war geprägt durch Sofortmaßnahmen und das Stabilisieren des Status quo via Zoom & Co. Nun gilt es, sich zusammenzusetzen, um Initiativen in Gang zu bringen, die die Zukunft des Unternehmens sichern. Großgruppenworkshops sind dafür bestens geeignet.

| weiter |

Vorschaubild Großgruppenworkshops

Der Agility Manager So entsteht unternehmensweite Agilität

Unternehmensweite Agilisierung muss nicht nur vorangetrieben, sondern vor allem auch aufrechterhalten werden. Doch klassische Silo-Strukturen verhindern dies oft. Die Lösung: ein Agility Manager als crossfunktionaler Vernetzer.

| weiter |

Vorschaubild Der Agility Manager

Veränderungsangst im Unternehmen Feind des Erfolgs und größter Fortschrittskiller

„Wir müssen schneller und schlanker werden!“ Liebend gern wären die meisten dazu bereit, doch interne Strukturen und Prozesse verhindern das oft. Die erste Erkenntnis der Oberen müsste demnach folgende sein: Die wahren Bremser, das sind wir selbst.

| weiter |

Vorschaubild Veränderungsangst im Unternehmen

Touchpoints Die Kaufreise des Kunden wirklich verstehen

Die Spielregeln im Markt werden heute von den Konsumenten bestimmt. Eine Obsession für Kundenbelange ist somit ein Muss. Das Marketing der Zukunft orientiert sich deshalb an Touchpoints – und an der Customer Journey.

| weiter |

Vorschaubild Touchpoints

Das neue Projektmanagement So werden Projekte fortan zum Erfolg

Klassische Projektarbeit nach dem Wasserfallprinzip ist aus vielerlei Gründen heutzutage nur noch im Einzelfall sinnvoll. Wie ein modernes Projektmanagement aussehen kann, zeigt dieser Beitrag.

| weiter |

Vorschaubild Das neue Projektmanagement

Karrieren agilisieren: Kletterwand statt Leiter

Der Weg nach Oben folgt in klassischen Unternehmen einem vorgezeichneten Entwicklungsplan. Man dient sich hoch, ist irgendwann „dran“ und darf nicht übergangen werden. Fähig oder unfähig zu höheren Weihen? Kaum relevant. Die aktuelle Alternative sieht anders aus....

| weiter |

Vorschaubild Karrieren agilisieren:

30 Minuten im Meeting für Bürokratieabbau und Transformation

Mit der „30 Minuten im Meeting“-Methode räumen sie hausgemachte Bürokratie im Unternehmen aus dem Weg. Bevor man sich um Neues kümmert, muss man entrümpeln. Erst muss gejätet werden, damit die junge Saat aufgehen kann.

| weiter |

Vorschaubild  30 Minuten im Meeting

Die Sprechblasenmethode So kommen Sie auf neue Ideen

Unternehmen brauchen jetzt Mitarbeiter mit innovativen Gedanken, Mut und Tatendrang. Kritische Gedanken muss man aber auch zulassen, sonst ändert sicht nichts. Hier finden Sie eine interessante Kreativitätstechnik, um die Perspektive zu wechseln.

| weiter |

Vorschaubild Die Sprechblasenmethode

Selbstorganisierte Teams Erfolgsfaktor für Unternehmen

Sich selbst organisierende Mitarbeiterteams sind fortan unerlässlich. Sie sind den rasch aufkommenden und zunehmend unvorhersehbaren Anforderungen der Digitalökonomie besser gewachsen als die anweisungsorientiert geführten Teams alten Stils. Dieser Beitrag zeigt die wesentlichen Erfolgsfaktoren.

| weiter |

Vorschaubild Selbstorganisierte Teams

Querdenker im Unternehmen: dringend benötigt

Um fit für die Zukunft zu werden, braucht man neue Ideen. Andere Ideen. Bessere Ideen. Ideen, die bislang noch nicht gedacht worden sind. Viele solcher Ideen. Interne Querdenker sind dabei erste Wahl – wenn man sie tatsächlich machen lässt.

| weiter |

Vorschaubild Querdenker im Unternehmen: dringend benötigt

Purpose statt Leitbild Wie Unternehmen sich neu erfinden

Wer zukunftsfit werden will, muss mit dem Sinn und Zweck seines Unternehmens beginnen. Das hat mit den Leitbildern von früher, die oft auch als Vision oder Mission Statement bezeichnet werden, nur noch wenig zu tun. Der Zweck eines Unternehmens ist nämlich nach außen, klassische Leitbilder hingegen sind nach innen gerichtet.

| weiter |

Vorschaubild Purpose statt Leitbild

Bürokratie-Abbau So schaffen Sie Platz für Neues

Agiler, digitaler, innovativer: Das sind Hauptaspekte, um als Unternehmen die Zukunft erreichen zu können. Doch die Mitarbeiter ersaufen in Bürokratie. Um Zeit und Raum für Neues zu haben, muss man sich also zunächst von Altlasten trennen. Mit einer „Kill a stupid rule“-Initiative sind 50 Prozent weniger interne Administration locker drin.

| weiter |

Vorschaubild Bürokratie-Abbau

Weshalb die Entscheidungsprozesse von früher heute versagen ... und wie es besser geht

Zügige und zugleich gute Entscheidungen sind gerade jetzt in der Krise für jedes Unternehmen elementar. Wie Sie in turbulenten Zeiten die Entscheidungsgüte erhöhen und zugleich die Entscheidungsgeschwindigkeit steigern, darum geht es in diesem Beitrag.

| weiter |

Vorschaubild Weshalb die Entscheidungsprozesse von früher heute versagen

Wie man seine Mitarbeiter zu Corporate Influencern macht

Wer könnte ein Unternehmen besser präsentieren, als die Schar der begeisterten Mitarbeiter? Jeder Beschäftigte kann zum Meinungsmacher für seine Firma werden. Dies geht über das reine Weiterempfehlen weit hinaus. Heutzutage macht man seine Mitarbeiter zu Influencern.

| weiter |

Vorschaubild Wie man seine Mitarbeiter zu Corporate Influencern macht