Tony Blair fordert im stern gerechte Verteilung der Impfstoffe

"Der Westen darf auf keinen Fall herumtrödeln"

Hamburg (ots) - Der frühere britische Premierminister Tony Blair fordert in einem Interview mit dem stern eine gerechte Verteilung der Corona-Impfstoffe vor allem "auch an Risikogruppen in armen Ländern". Andernfalls könne es zu immensen Spannungen kommen. "China dürfte großes politisches Interesse daran haben, seine Präparate diesen Ländern zur Verfügung zu stellen. Der Westen darf also auf keinen Fall herumtrödeln", sagt Blair. "Wenn wir die Krankheit nur in einigen Teilen der Welt kontrollieren und in anderen nicht, ist niemandem geholfen. Irgendwann müssen wir den internationalen Reiseverkehr wieder in Schwung bringen. Und das klappt nur mit ausreichendem Impfschutz auch in den ärmeren Ländern."

Grundsätzlich sei der der Einfluss der Chinesen durch die Corona-Krise eher noch größer geworden, erklärt Blair. Darauf müsse auch die neue US-Regierung unter Präsident Joe Biden eine Antwort finden. Die Herausforderung der Amerikaner bestehe vor allem darin, einen strategischen Rahmen für die künftigen Beziehungen mit China zu schaffen - "und keine Kette von Ad-hoc-Reaktionen auf das, was die Chinesen tun, trotz Konkurrenz und Wettbewerb. Das aufsteigende China ist längst ein aufgestiegenes China". Die asiatische Supermacht sei sehr engagiert in allen Ecken der Welt. "Und die meisten Länder in diesen Ecken haben keinerlei Interesse an einer Konfrontation oder der Wahl: entweder China oder USA." Er warnte allerdings vor einer neuen Kalte-Krieg-Analogie mit China, "das hielte ich für sehr gefährlich".

Blair, der seit 2017 den nach ihm benannten Thinktank "Institute for Global Change" führt, spricht in dem stern- Interview auch über Donald Trump und darüber, dass Populisten weiterhin die politische Landschaft prägen werden. In Wahrheit habe Trump wegen seines Charakters und Corona verloren. "Wäre dies eine Wahl unter normalen politischen Prämissen gewesen, hätte er eine gute Siegchance gehabt." Der Appeal populistischer Politiker sei mit Joe Bidens Sieg nicht gebrochen. "Diese Leute artikulieren einen Wunsch nach Veränderung, den die Menschen da draußen wirklich verspüren. Es ist deshalb die Verantwortung der demokratischen Politiker, diesen Wechsel auch zu liefern."

Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern frei zur Veröffentlichung.

Pressekontakt:



Sabine Grüngreiff, Gruner + Jahr Unternehmenskommunikation,
Telefon: 040 - 3703 2468, E-Mail: gruengreiff.sabine@guj.de


Original-Content von: Gruner+Jahr, STERN, übermittelt durch news aktuell

Artikel teilen